Hexen und Zauberer
In Zeiten erbarmungslos wütender Seuchen und Katastrophen suchte man nach Erklärungen und Auswegen. Aberglaube, Angst und Verzweiflung siegten oft über jede Vernunft und jedes Mitgefühl. In allen Bevölkerungsschichten gab es Menschen, die davon überzeugt waren, dass etwas oder jemand Gottes Zorn erregt hatte. So kam es, dass auf der Suche nach Schuldigen alle andersartigen Menschen verdächtigt wurden: Fremde, Landstreicher, Prostituierte, Nicht-Christen. Vor allem aber heilkundige Frauen und Männer oder Menschen mit besonderen Begabungen und Fähigkeiten. Weil man sich ihr Tun und Wissen nicht erklären konnte, wurden sie als Verbündete des Teufels und Schadenszauberer verfolgt.
Nicht selten waren auch ganz einfach Neid und Eifersucht unter Nachbarn, plötzliche Krankheiten und Todesfälle Anlass genug, unschuldige Menschen in Verdacht zu bringen und sich ihrer zu entledigen. Die Kirche hielt Frauen als Nachkommen Evas für besonders anfällig für die Versuchungen des Teufels, weshalb viel mehr Frauen als Männer angeklagt wurden.
Es erschienen Bücher wie der „Hexenhammer“ 1487, in denen man nachlesen konnte, woran man Hexen und Zauberer erkennt, wie man sie aufspürt, abführt, gütlich und „peinlich“ (unter Folter) verhört, verurteilt und verbrennt. Einmal angeklagt, entkamen nur die Wenigsten der Folter, bei der meist falsche Schuldgeständnisse erpresst wurden.
Die erste Hexe wurde 1275 in Toulouse auf dem Scheiterhaufen verbrannt, die letzte 1793. Die meisten Hexenprozesse und Hinrichtungen fanden im 16. und 17. Jahrhundert in Frankreich, Deutschland und England statt. Während der Zeit des Dreissigjährigen Krieges lebte der Hexenwahn noch einmal auf. In der Stadt Osnabrück fanden allein zwischen 1635 und 1639 fünfzig Frauen und drei Männer den Tod. Nur eine Frau überlebte die wiederholte Folter, gestand nicht und wurde freigelassen.
Aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammen auch viele Darstellungen von Hexen und dem Satan: Der Teufel erscheint meist als Ziegenbock oder Mensch mit Hörnern und Bocksbein. Hexen werden beim Verwandeln in eine andere Gestalt, auf einem Besen fliegend oder beim Treffen mit anderen Hexen und dem Teufel gezeigt (Hexensabbat). Dabei hecken sie üble Machenschaften aus, brauen Zaubertränke oder geben sich dem Teufel hin.
1631, auf dem Gipfel der Hexenverfolgung, verfasste der Jesuitenpater Friedrich Spee von Langenfeld sein aufsehenerregendes und mutiges Werk „Cautio Criminalis“. Darin beschreibt er die mitleidlosen Praktiken der Hexenverfolger, die er als Beichtvater der unglücklichen Angeklagten miterlebt hatte. Er appellierte an die menschlichen Vernunft und forderte das Ende der grausamen Verhöre.
MW