IV. DIE SCHRECKEN DES KRIEGES
Kontributionszahlungen, Einquartierungen oder die Versorgung durchziehender Soldaten belasteten und schwächten vor allem die Bauern. Darüber hinaus wurden Pferde, Vieh und Getreide konfisziert, so daß vielerorts die Landwirtschaft zum Erliegen kam.
Trotz aller Eintreibungen herrschte Bargeldknappheit und Nachschubmangel, so daß es in allen Armeen zu Meuterei, Marodieren und anderen Übergriffen kam. Die stetig wachsende Zahl der verarmten, kranken und dienstunfähigen Soldaten, die weitgehend auf Plünderungen angewiesen waren, verschärfte die Situation zunehmend. Zu Beginn des Krieges hatte der Sold eines einfachen Soldaten noch als verheißungsvolle Alternative zu dem ärmlichen Leben auf dem Land gegolten. Doch der Anreiz, in die Armee einzutreten, sank immer mehr. Ab 1635 war auch das Militär von der sich verschlechternden Finanz- und Wirtschaftslage betroffen. Im letzten Viertel der dreißiger Jahre wurde der Anblick eines zerlumpten, bettelnden und verkrüppelten Soldaten zum täglichen Bild in vielen vom wütenden Kriegsgeschehen betroffenen Landstrichen.
Die Landbevölkerung entwickelte eine Reihe von Schutzmaßnahmen, um den häufigen Überfällen der Marodeure zu entgehen. Man versteckte oder vergrub Vieh, Nahrung und Wertsachen und flüchtete sich selbst in die Wälder, Burgen oder Städte. Von dort aus ließen sich die Felder bestellen und die bäuerliche Wirtschaft notdürftig aufrechterhalten. Mit einer “Salvaguardia”, einem von militärischen Befehlshabern ausgestellten Schutzbrief für eine Burg, eine Stadt oder ein Territorium, konnte man sich manchmal vor drohenden Übergriffen schützen. Die Stadtbevölkerung war aber dennoch bedroht - vor allem durch Hunger und Krankheit. Der schlechte Ernährungszustand, die erbärmlichen Lebensumstände in den oft mit Flüchtlingen überfüllten Städten sowie mangelnde medizinische Versorgung machten die Bevölkerung anfällig gegenüber den von den Heeren mitgeschleppten Seuchen, und die Medizin des frühen 17. Jahrhunderts scheiterte immer wieder an den unhygienischen Verhältnissen. So gab es während des Krieges zwei große Pestwellen (1624/26 und 1634/36), denen mancherorts mehr als die Hälfte der Einwohner zum Opfer fiel.
Die Leiden der Bevölkerung, die Not der Soldaten, die oft grauenhaften Verhältnisse in den verödeten Städten und Dörfern sind in zahlreichen Zeitzeugenberichten und Chroniken überliefert. Künstler wie Jacques Callot oder Hans Ulrich Frank reflektieren in ihren Werken die Schrecken dieser Zeit, und ihre Bildsprache gibt die leidvollen Erfahrungen der Kriegszeit wieder.
K. W.