BJÖRN GRÄFVERT Landkarten und Krieg - Der schwedische Beitrag im Dreißigjährigen Krieg |
Diese Begebenheit illustriert nicht nur das alte Sprichwort "ohne Karten kein Krieg", sondern macht auch die Notwendigkeit deutlich, schon im Vorfeld Karten des potentiellen Kriegsschauplatzes zu besorgen. Der König verfügte zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich über gute Karten der Gegend um seinen Stützpunkt in Pommern, als er jedoch weiter in den Süden Deutschlands kam, mußte er sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf eine schwedische Karte von Bureus aus dem Jahre 1626 verlassen, die nördlich von Jerichow endete. Im Verlauf des Krieges gelangten die schwedischen Truppen in Gegenden, die viel weiter entfernt lagen, als noch 1631 anzunehmen war. Entsprechend stieg der Bedarf an Karten und Plänen. Die Bitte des schwedischen Königs weist auf eine Lösung hin: Eigene Kartographen sollten neue Karten der Gegenden und Orte erstellen, in die das Kriegsglück seine Truppen verschlug. Offensichtlich war die Lösung des Problems zufriedenstellend, denn erstaunlicherweise liegen aus den verbleibenden 17 Kriegsjahren keine weiteren Beschwerden dieser Art vor.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den erhaltenen Karten und Plänen, über die die Schweden während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges verfügten. Behandelt werden soll das gesamte deutsche Territorium, einschließlich Preußens, sowie der benachbarten Regionen, die am Krieg beteiligt waren, wie Böhmen, Mähren und Österreich. Grundlage der Untersuchung sind Karten, die sich heute im schwedischen Nationalarchiv und insbesondere im schwedischen Militärarchiv, einer Sonderabteilung des Nationalarchivs, befinden. Der Beitrag behandelt vorwiegend gezeichnete sogenannte Manuskriptkarten und -pläne und weniger gedruckte Karten und Pläne. Dieses Vorgehen entspricht - nebenbei bemerkt - einer Äußerung des schwedischen Königs, daß er gedruckten Karten mißtraue und handgezeichnete bevorzuge. Ordres de Bataille werden ebenfalls nicht berücksichtigt. Ausgehend von diesen Einschränkungen, wird jedoch eine beträchtliche Anzahl von Karten und Plänen - etwa 400 - aus diesem Zeitraum untersucht.
Die Verwendung von Kartenmaterial in den Kriegen des 17. Jahrhunderts unterschied sich deutlich von der heutigen. Während heute Soldaten aller Dienstgrade über Karten verfügen, waren sie damals nur Befehlshabern und höheren Dienstgraden zugänglich. Auf diesen Sachverhalt wurde durch den kaiserlichen General Montecuccoli und andere hingewiesen. Er betonte auch, wie wichtig es sei, je nach Kriegslage zur Produktion neuer Karten fähig zu sein. Jede Armee bedurfte einer gewissen Zahl ausgebildeter Kartographen.
Dies führte - zumindest während der Kriege des 17. Jahrhunderts - dazu, daß eine beträchtliche Anzahl von Karten und Plänen, jeweils aber nur in wenigen Kopien, vorlag. Offensichtlich waren sie besser dazu geeignet, größere militärische Operationen wie Truppenbewegungen, Belagerungen oder Schlachten zu planen als deren Details. Da es üblich war, daß eine Armee gemeinsam marschierte und kämpfte, erklärte sich die Konzentration von Karten auf die Befehlshaber von selbst. Relativ viele Karten und Pläne von einzelnen Schlachten oder Belagerungen wurden nicht zuletzt auch zu propagandistischen Zwecken erst nach dem jeweiligen Ereignis erstellt. Nur für wenige Pläne kann eindeutig bewiesen werden, daß sie vor einer Schlacht oder einer Belagerung hergestellt wurden.
Viele für die Kriegsführung des 17. Jahrhunderts wichtige Informationen, von denen später noch profitiert werden konnte, wurden in die Karten eingezeichnet. Da ein Großteil des Krieges in Truppenbewegungen bestand, waren Informationen über Straßen, Brücken, Furten, Flüsse und Hindernisse wie Berge und Sümpfe entscheidend. Die Notwendigkeit, Menschen und Pferde zu versorgen, erforderte Wissen um Städte und Dörfer, Schenken und Rasthäuser und die genauere Kenntnis darüber, wo die Tiere gefüttert und getränkt werden konnten. Und selbstverständlich mußte der Befehlshaber in der Lage sein, Entfernungen abschätzen zu können - sowohl in bezug auf Gesamtstrecken als auch auf Tagesetappen. Hinzu kam die Bedeutung politischer Grenzen. Schlachten und Belagerungen erforderten andere Informationen: Im Belagerungskrieg waren Form und Stärke von Festungsanlagen ein entscheidender Faktor, ebenso war die Topographie der Umgebung der belagerten Orte von Interesse.
Bei genauer Betrachtung der schwedischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg wird deutlich, daß sie aus verschiedenen Quellen mit Kartenmaterial versorgt wurden (worüber nur wenige zeitgenössische Belege vorliegen). Karten, ob nun von schwedischen oder ausländischen Kartographen, konnten aus Schweden mitgebracht werden oder aus dem Kartenbestand der Verbündeten stammen. Man konnte sie auf dem deutschen Markt kaufen oder über Mittelsmänner in Holland, das in der Kartenherstellung führend war, erwerben.
Viele schwedische Karten scheinen von schwedischen Kartographen angefertigt worden zu sein. Obwohl die schwedische Kartenproduktion um 1648 erst auf eine kurze Geschichte zurückblicken konnte, hatte sie in wenigen Jahrzehnten beachtliche Ausmaße erreicht. Es gibt nur wenige Hinweise auf eine schwedische Kartographie vor 1600. So veröffentlichte Olaus Magnus im Jahre 1539 seine "Carta Marina", die von vielen berühmten Kartographen, obwohl ihr Mangel an Genauigkeit wohlbekannt war, als Vorlage zur Darstellung Skandinaviens benutzt wurde.
Erst etwa 60 Jahre später begann die systematische Erforschung Schwedens, wenn auch in eher langsamem Tempo. Den Anfang machte eine "Laponia"-Karte des Andreas Bureus aus dem Jahre 1611; 1626 folgte die Skandinavien-Karte "Orbis arctoi et accurate delineatio". Letztere brachte die schwedische Kartographie ein bedeutendes Stück weiter. Sie ist erstaunlich genau und diente im folgenden Jahrhundert als Grundlage weiterer Karten von Schweden. Für Gebiete außerhalb Schwedens konnte Bureus auf vorhandene Karten zurückgreifen. "Orbis arctoi" deckte das Gebiet bis in die Höhe des 52. Breitengrades ab, einschließlich des Gebietes, wo die schwedischen Truppen erstmals in den Dreißigjährigen Krieg eingriffen. Sie wird von den Entscheidungsträgern, die den Feldzug vorbereiteten, benutzt worden sein. Sie galt als Gegenstand höchster Geheimhaltung und war nur wenigen Menschen zugänglich. Heute existieren nur noch sieben vollständige Exemplare. Obwohl diese Karte sehr wichtig war, stellte sie keinesfalls eine Verbesserung bezüglich der außerhalb von Schweden liegenden Gebiete dar, wie ein Vergleich mit der Skandinavienkarte des Holländers Adrian Veen aus dem Jahre 1613 zeigt.
1626 war Andreas Bureus nicht mehr der einzige schwedische Kartograph, sein Bruder Johannes hatte bereits einige Stadtpläne und Grenzkarten gezeichnet. Während der 1620er Jahre trat daneben eine ganze Gruppe von Kartographen auf den Plan, die für die schwedische Armee arbeiteten. Die meisten von ihnen waren Ausländer, die ihre Ausbildung in der Fremde erhalten hatten, so die Deutschen Heinrich Thome, Georg von Schwengell und Georg Kräill von Bemebergh, die modernere Techniken der Kartenherstellung einbrachten. Ein Schwede aber sollte der wichtigste unter ihnen werden: Olof Hansson Svart (1600-1644), der im Jahre 1635 als Örnehufvud geadelt wurde. Der Krieg gegen Polen in der östlichen Ostseeregion führte zu einer wachsenden Nachfrage nach Karten. Auch die merklich verbesserte Organisation des schwedischen Staates erforderte genaue Karten, ebenso wie neue Städte neue Stadtpläne brauchten. Eine Vielzahl topographischer Informationen wurde systematisch gesammelt und genutzt.
Diese wachsende Aktivität wurde von zwei Hauptorganisationen getragen: Die im Jahre 1628 gegründete Landvermessungsbehörde (Lantmäteriet) betreute die Zivilkartographie, und für Militärkartographie gab es die Festungsbehörde (Fortifikationen), die 1635 gegründet wurde. Karten, die für die schwedische Kriegsführung von Interesse waren, stammten also zum Großteil aus der Festungsbehörde, obwohl natürlich auch die Zivilvermessung Schwedens an dem intensiven Bemühen teilhatte, die Ressourcen im Inland für die Bedürfnisse der Kriegsführung in Mitteleuropa zu mobilisieren.
In den späten 1620er Jahren hatte eine inländische Kartenproduktion sowohl der Zivil- als auch der Militärkartographie begonnen. Aber Gustav Adolf versuchte darüber hinaus, moderne Karten in Amsterdam und Deutschland zu erwerben.
Der Krieg zwischen Schweden und Polen hatte zur Folge, daß eine größere Zahl von Kartenherstellern schwedischer und ausländischer Herkunft hervortrat, deren Wissen auf dem neuesten Stand war und die jetzt lernen mußten, Karten unter Kriegsbedingungen herzustellen. Sie mußten im Umgang mit vorhandenen gedruckten Karten geschult sein, mußten wissen, wie man örtliche Karten findet und wie man Gebiete auskundschaftet, deren Bevölkerung sie als Feinde betrachtete und sie absichtlich in die Irre führte. Dies alles war später im Krieg in Deutschland von großem Nutzen.
Der schwedisch-polnische Krieg unterschied sich vom Dreißigjährigen Krieg, obwohl auch er seine religiöse Seite - Katholiken gegen Protestanten - hatte. Nach der Eroberung Rigas 1621 stießen die Schweden Richtung Südwesten vor; ab dem Jahre 1626 verschob sich der Hauptkriegsschauplatz nach Preußen, näher dem Gebiet des Dreißigjährigen Krieges. Der schwedisch-polnische Krieg endete 1629 mit einem entscheidenden schwedischen Sieg, durch den Schweden die Kontrolle über den Großteil der südöstlichen Ostseeküste gewann. Eine große Anzahl von Stadt- und Festungsplänen, Schlachtplänen sowie einige neue topographische Karten entstanden während dieses Krieges und der sich daran anschließenden Besatzungszeit bis 1635. Unter den genannten topographischen Karten war diejenige des Weichselgebiets von Olof Hansson Svart, auch bekannt unter dem latinisierten Namen Olaus Ioannis Gothus, (Sveriges krig 1:66) von besonderer Bedeutung. Wegen ihrer Genauigkeit diente sie später vielen Kartenherstellern als Vorlage. Svart gab auch einige Karten kleinerer Gebiete heraus. Eine zeigte die westliche Hälfte der Danziger Niederung (Sveriges krig 1:69), eine andere den Marienburger Werder und angrenzende Gebiete der Danziger Niederung (Sveriges krig 1:70), eine dritte das Gebiet Mewe-Marienwerder (Sveriges krig 1:73a) und eine weitere das Weichseldelta (Sveriges krig 1:68). Zusammen stehen sie für eine intensive kartographische Erfassungs eines relativ begrenzten Gebietes. Ein weiterer Kartograph im schwedischen Dienst, Heinrich Thome, stellte eine schöne Karte des gesamten preußischen Gebiets von Polangen bis Danzig her. Und schließlich findet sich im Nationalarchiv eine handgezeichnete Karte in großem Maßstab des nördlichen Teils des schwedisch okkupierten Gebiets von Memel bis Pillau.
Die umfangreiche Kartenherstellung in der schwedischen Armee während dieser Zeit (1628) 1630-1648 wird im Folgenden in zwei Hauptteilen vorgestellt, die sich auf topographische Karten einerseits und auf Stadt-, Festungs- und Schlachtpläne etc. andererseits beziehen.
Von den topographischen Karten, die während des Dreißigjährigen Krieges von schwedischer Seite hergestellt wurden, sind die von Olof Hansson Örnehufvud die bekanntesten. Vier Karten Örnehufvuds der wichtigsten Kriegsschauplätzen sind - über die bereits erwähnten fünf Karten hinaus - bekannt:
1. Ohne Titel, Brandenburg, das Gebiet Stettin-Landsberg-Grünberg-Dessau-Magdeburg-Helmstedt-Salzwedel-Wittstock-Strasburg. Undatiert, wohl zwischen 1630 und 1634, 58,5 x 10,2 cm, Maßstab ca. 1:350 000, Handzeichnung, bisterbraune Tinte auf Pergament. Schwedisches Militärarchiv, Sveriges krig 2:51.
2. Ohne Titel, Meissen-Thüringen und Mansfeld. 1633, 72,8 x 91 cm, Maßstab ca. 1:300 000, Handzeichnung, bisterbraune Tinte auf Papier. Schwedisches Militärarchiv, Sveriges krig 2:50.
3. Nova Totius Eichsfeldiae. Geographica Descripto (Eichsfeld). Undatiert (1630-1634), 41 x 60,6 cm, Maßstab ca. 1:140 000, Handzeichnung, bisterbraune Tinte auf Papier (auf Stoff aufgezogen). Schwedisches Militärarchiv, Sveriges krig 2:52.
4. Südlicher Teil von Bremen-Verden (Gebiet östlich der Weser von Bremen bis Hameln). Undatiert (1630-1634), 28,5 x 43,2 cm, Maßstab ca. 1:30 000, Handzeichnung, bisterbraune Tinte auf Papier. Schwedisches Militärarchiv, Sveriges krig 3:115.
Drei dieser Karten waren schon früh bekannt. Die Brandenburg-Karte wurde schon im Hondius-Atlas von 1638 veröffentlicht, die Meißen-Karte zuerst von Janssonius 1649 und die Eichsfeld-Karte erstmals von C. Blaeu 1633. Einzig die Bremen-Verden-Karte scheint nicht von anderen Kartographen benutzt worden zu sein.
Örnehufvuds Brandenburg-Karte ersetzte die von Mercator (1585, kopiert von Ortelius 1590) als Standardkarte der Region. Die neue Karte war viel detaillierter und vermittelte einen relativ guten Eindruck der örtlichen Topographie. Sie wurde erst 1724 von Grundlings Karte ersetzt.
Es ist nicht bekannt, wie Örnehufvud die Brandenburg-Karte herstellte. Höchstwahrscheinlich hatte er wegen der vielen anderen Verpflichtungen, denen er als Oberquartiermeister während der ständigen militärischen Operationen nachkommen mußte, keine Zeit für genaue Vermessungen. Statt dessen verließ er sich wohl auf mündliche Berichte, geschätzte Weglängen und einige visuelle Eindrücke. Die Karte enthält eine Vielzahl Informationen, die für die Kriegsführung im 17. Jahrhundert von Nutzen sein konnten, so Angaben zu Ortsnamen, Wasserwegen, Brücken, Höhenangaben und Gebietsbeschreibungen, ferner einige Straßen. Die anderen drei Karten enthalten im wesentlichen dieselbe Information mit einigen wichtigen Ausnahmen. Nur die Bremen-Verden-Karte zeigt einige Straßen, und von den vier Karten ist die Eichsfeld-Karte die einzige, auf der Grenzen eingezeichnet sind. Weder die Eichsfeld- noch die Bremen-Verden-Karte zeigen Brücken.
Vergleicht man die in diesen Karten gegebenen Informationen mit dem erwartungsgemäß Wichtigen, fällt überraschend das weitgehende Fehlen von Grenzen und Straßen auf. Informationen über Straßen dürften für die Planung von Truppenbewegungen entscheidend gewesen sein. Wie ist dieses Informationsdefizit zu erklären? Grenzen scheinen bis zum Ende des Jahrhunderts kaum jemals in Karten eingezeichnet worden zu sein. Warum? Möglicherweise weil sich Grenzverläufe in der Zeit häufig änderten und die Karten möglichst lange Gültigkeit haben sollten. Aber gilt dies auch für Straßen? Hier kann man kaum so argumentieren, da viele Straßen alten Pfaden folgten, die oftmals sogar aus römischer Zeit stammten. Prinzipiell sprach nichts dagegen, Straßen auf Karten einzuzeichnen. So wurde beispielsweise für Karten von Schweden, die um die gleiche Zeit herauskamen, ausdrücklich angeordnet, daß Straßen verzeichnet werden sollten. Die Erklärung, daß das jeweilige Straßensystem nicht bekannt gewesen sei, trifft ebenfalls nicht zu. Um 1630 existierten einige Wegeverzeichnisse, die Straßenbeschreibungen enthielten; viele von ihnen dienten als Grundlagen für Straßenkarten. Sogar erste Entfernungstabellen erschienen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Hierdurch war den Schweden das vergleichsweise ausgedehnte deutsche Straßennetz relativ gut bekannt. Auch militärische Geheimhaltung kann nicht als Erklärung dienen, da die Straßen ohnehin wohlbekannt waren.
Das scheinbare Paradoxon der fehlenden Straßen in Karten läßt sich folgendermaßen erklären: Erstens waren die Straßen nicht so wichtig, wie zu vermuten wäre. Auf ebenem Gelände konnten die Truppen marschieren, unabhängig davon, ob eine Straße vorhanden war oder nicht. Wichtiger als Straßen waren Brücken, Furten und Pässe. Waren diese neben Städten und Dörfern auf den Karten eingezeichnet, so waren auch die Hauptrichtungen der Straßen ersichtlich. Zweitens war es immer noch üblich, zum Kartenzeichnen von einem erhöhten Punkt aus die Richtung anderer Punkte in der Landschaft auszumachen. Entfernungen brachte man in Erfahrung, indem man ortskundige Menschen befragte. Dies alles machte das Einzeichnen von Straßen und Flüssen in Karten schwierig. Waren Brücken und Furten erst einmal eingezeichnet, wurde ein Flußverlauf oftmals nur ungenau markiert.
Die Örnehufvud-Karten sind die wichtigsten, aber nicht die einzigen Karten, die von den Schweden während des Dreißigjährigen Kriegs hergestellt wurden. Vermutlich im Februar 1631 wurde ein Aufklärungsreport und eine Straßenkarte für das Gebiet der mecklenburgisch-pommerschen Grenze zwischen Ribnitz und Demmin erstellt, wohl auf Veranlassung Johan Banérs. Dies ist ungewöhnlich, da hier ein beschränktes Gebiet sehr detailliert - wenn auch primitiv - kartographiert wurde. Andere Karten deckten in der Regel ein bedeutend größeres Gebiet ab und waren demzufolge auch weniger detailliert.
Von Paulus Morsheusser, Oberquartiermeister in Gustav Horns Armee, stammt - wahrscheinlich aus den Jahren 1633-1634 - eine gut gezeichnete Karte des Bodenseegebiets. Auch hier handelt es sich um eine handgezeichnete Karte, die im wesentlichen gleiche Informationen enthält wie die Örnehufvud-Karten, obwohl sie mehr Straßenangaben - sicher jedoch nicht alle - und keine Grenzen zeigt. Der Maßstab ist ca. 1:150 000. Wie auf den Örnehufvud-Karten ist eine Vielzahl von Ortsnamen angegeben. Die Karte belegt, in welch großem Gebiet Mitteleuropas die schwedischen Armeen bereits wenige Jahre nach ihrer Landung in Norddeutschland operierten. Von etwa 1633 datiert eine eher kleine gedruckte Karte des Weserraumes und den angrenzenden Regionen Niedersachsens und Westfalens, wo - wie es die Überschrift der Karte auf deutsch ausdrückt - "die meisten der schwedischen Armeen heutzutage sind". Obwohl der Hinweis auf schwedische Truppen vermuten läßt, daß es sich dabei um eine Karte schwedischer Herkunft handelt, kann dies nicht mit Bestimmtheit angenommen werden.
Aus dem folgenden Jahrzehnt sind keine weiteren Karten dieser Art erhalten. Aber gegen Kriegsende erschienen zwei weitere, die einige Gemeinsamkeiten aufweisen. Eine stammt aus dem Jahre 1648 und zeigt die Truppenbewegungen unter Lennart Torstensson zwischen Februar und November 1645. Kartograph war Erik Dahlberg, dessen Name für schwedische Festungsanlagen und Kartographie während der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts bedeutsam werden sollte. Die Karte zeigt die Marschroute der Armee durch Böhmen, Österreich und Mähren sowie einige Flüsse und Geländeformationen, ferner wichtige Städte und Festungen des Gebiets, einschließlich der schwedischen und kaiserlichen Garnisonen und der verschiedenen Orte, in denen das schwedische Hauptquartier untergebracht war. Ihr Maßstab beträgt ca. 1:750 000; es handelt sich um eine handgezeichnete Karte. Aus dem selben Jahr, 1648, stammt die gedruckte Karte des Oberquartiermeisters in Carl Gustaf Wrangels Armee, Georg Wilhem Kleinstretls, die zum Teil das gleiche Gebiet umfaßt. Sie zeigt die deutschen Kriegsschauplätze der Jahre 1645 bis 1648 und umfaßt die Marschroute der schwedischen Hauptarmee. Detailliert sind Flußverläufe, zahlreiche Städte und Festungen, einige Hügel etc. angegeben, aber keine Straßen außer den tatsächlich benutzten Routen, auch fehlen Angaben zu Grenzverläufen. Das kartierte Gebiet erstreckt sich vom Harz bis zum Bodensee und von Mainz bis Wien. Sogar Nachtquartiere sind eingezeichnet und von 1 bis 311 durchnumeriert. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Dahlbergs und Kleinstretls Karten auf derselben Quelle basieren, die allerdings noch nicht aufgefunden wurde.
Vier weitere Karten dieser Zeit, die sich im Militärarchiv erhalten haben, verdienen erwähnt zu werden. Die erste Karte, die den Grenzverlauf zwischen Böhmen und der Oberpfalz zeigt, wurde 1629 von Tobias Schubharten hergestellt. Es handelt sich um eine große, ausgesprochen schöne Karte, die die grenznahe Region detailliert darstellt und eine große Anzahl von Grenzposten zwischen "Flossenburgisch Schauer-Tanne" und "Peter Wiesse (Statt Waltmünchen)" aufführt. Die Karte wurde nicht von einem Schweden angefertigt, denkbar ist also, daß sie käuflich erworben wurde oder, was wahrscheinlicher ist, Kriegsbeute war. Sie wurde wohl für die Operation der schwedischen Truppen in dieser Region benutzt. Die zweite Karte wurde von Erik Dahlberg gezeichnet und ist im gleichen gebundenen Werk (Handritade kartverk 21, Manuscript atlases 21) von 1648 enthalten wie die Karte mit den Truppenbewegungen der schwedischen Truppen im Jahre 1645. Diese Karte umfaßt das Gebiet von Travemünde an der Ostsee bis Boitzenburg an der Elbe. Sie zeigt die 1638 projektierte dänische Befestigungslinie, die Holstein vom Südosten abriegeln sollte. Sie enthält kaum topographische Details, abgesehen von wenigen Städten, Seen und Flüssen und der geplanten Linie der Befestigungen. Die dritte Karte, handgezeichnet und auf Pergament, deckt das Gebiet der unteren Oder von der Flußmündung bis gerade südlich von Garz ab und zeigt in erster Linie den Flußverlauf sowie wenige Kilometer des im Osten angrenzenden Gebiets. Die Karte entstand wahrscheinlich im Zusammenhang mit den langwierigen Diskussionen über den Verlauf der Ostgrenze von Schwedisch-Pommern. Demzufolge entstand sie wahrscheinlich um 1651 und kann als Beispiel der Durchführung des Westfälischen Friedens gelten. Sie könnte jedoch auch älter sein, möglicherweise von 1630/31, da sie ein Gebiet abdeckt, das die Schweden nach dem Friedensschluß zu behalten beabsichtigten. Ihr Autor ist unbekannt. Die Karte ist relativ detailliert und verzeichnet viele Städte und Dörfer sowie einige Straßen und Brücken, Wälder und Seen. Besonders die verschiedenen Grenzen sind deutlich eingezeichnet, offensichtlich das Hauptanliegen der Karte. Eine vergleichbare Karte, von Hand auf Pergament gezeichnet, zeigt das linke Ufer des Elbeunterlaufs bis auf die Höhe von Stade-Ösel. Sie ist außergewöhnlich schön gearbeitet, trägt aber kein Datum, keinen Titel, weder Angaben zu ihrem Zweck noch den Namen des Kartographen. Es ist daher nicht sicher, ob sie aus der Kriegszeit stammt, denn sie bildet ein Gebiet ab, das nach dem Frieden in schwedischer Hand bleiben sollte. Sie enthält Informationen über einige Städte, topographische Merkmale und Grenzen, aber in erster Linie Straßen und Deiche. Windmühlen sind ebenfalls ein auffallendes Charakteristikum dieser Karte.
Die topographischen Karten, die hier besprochen wurden, sind zum Großteil von Hand gezeichnet. Selbstverständlich hatten die Schweden auch Zugang zu einer gewissen Zahl von gedruckten Karten, hauptsächlich holländischer oder deutscher Herkunft. Da diese jedoch "Standardkarten" der Zeit darstellten, soll hier nicht näher auf sie eingegangen werden.
Zusammenfassend läßt sich über die bislang untersuchten Karten sagen, daß ihre Anzahl gering ist, nur etwa 20 sind erhalten. Die meisten zeigen Gebiete Norddeutschlands und entstanden während der frühen Jahre der schwedischen Kriegsbeteiligung, einige wenige datieren jedoch aus den letzten Kriegsjahren.
Wenn die Anzahl topographischer Karten schwedischer Kartographen eher begrenzt ist, so gilt dies keinesfalls für die Stadt- und Befestigungs- sowie Schlachtpläne. Im Militärarchiv und im Nationalarchiv konnte eine Gesamtzahl von 379 Stück ermittelt werden. Von diesen wurden 118 als Schlachtpläne klassifiziert, der Rest als Stadt- und Befestigungspläne. 15 befinden sich im Nationalarchiv, während die überwältigende Mehrheit, 96 Prozent, im Militärarchiv lagert. Unter den 379 Karten befinden sich keine gedruckten Karten oder Zeichnungen. Des weiteren sind keine Ordres de Bataille, d. h. standardisierte Zeichnungen von Truppenbewegungen meist im Rahmen einer Schlachtdarstellung enthalten. Sie weisen kaum topographische Details auf und werden deshalb hier nicht in Betracht gezogen. Andererseits sind die Karten des schwedischen Feldzugs in Preußen eingeschlossen. Natürlich sind viele der Karten undatiert bzw. lassen sich nicht leicht in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges datieren. Einige Ungewißheiten bleiben zwar, beeinflussen aber weder die Gesamtzahl der Karten wesentlich noch deren zeitliche oder räumliche Einordnung.
Die Entstehungszeit dieser Karten scheint mit den verschiedenen Phasen schwedischer Beteiligung am Krieg einherzugehen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen - zehn, um genau zu sein, die zwischen 1618 und 1623 gezeichnet wurden (und demzufolge von den Schweden erworben worden sein müssen) - entstand der größte Teil nach 1626. Sie beziehen sich fast ausschließlich auf die schwedischen Aktivitäten in Preußen, obwohl sich schwedische Truppen seit 1628 in der Gegend um Stralsund aufhielten. Insgesamt lassen sich für die Jahre 1626 bis 1629 46 Karten nachweisen. Aus den ersten Jahre schwedischer Kriegsbeteiligung ab 1630 stammen eine große Anzahl von Karten. 82 Karten lassen sich in den Zeitraum zwischen 1630 und 1633 datieren, wobei das Jahr 1632 mit 25 Karten die höchste Zahl aufweist. Danach geht die Anzahl der Karten langsam zurück. In den folgenden Jahren, 1634 bis 1637, entstanden nur 19, in den Jahren von 1638 bis 1641 noch weniger, nämlich 16 Karten. Dies entspricht dem Zeitraum, in dem die schwedische Kriegsbeteiligung allgemein nachließ. In den Jahren 1642 bis 1645 steigt die Zahl wieder auf 32 Exemplare. Die letzte Periode von 1646 bis1648 weist eine drastische Zunahme auf 67 Karten auf; in der Tat liegt ein höherer jährlicher Durchschnitt vor als für den Zeitraum zwischen 1632 und 1635; ein eindeutiger Höhepunkt wird im Jahre 1648 mit 54 Karten erreicht. Dafür gibt es zwei Erklärungen: Zum einen kam es vor dem Frieden zu einem letzten Schub an Aktivitäten, zum anderen - und das ist der wichtigere Grund - stellte Erik Dahlberg in diesem Jahr eine große Anzahl von Karten her, die gemeinsam in einem Band erschienen. Einige stammten zwar aus dem Jahr 1648, zeigten aber die Situation, wie sie sich einige Jahre zuvor dargestellt hatte. Diese werden hier in die Aufstellung früherer Jahre einbezogen, da es sich dabei um Varianten nicht mehr erhaltener älterer Karten handelt. Zu den jährlichen Zahlen siehe Appendix 1.
Die Gesamtverteilung auf die Gebiete wird aus Appendix 2 und Ziffer 6 ersichtlich. Einige Gebiete mit besonders hoher Konzentration fallen auf. Preußen ist mit nicht weniger als 71 Karten und Plänen aus den Jahren 1626 bis 1635 vertreten. Die Kriegsereignisse in diesem Gebiet sind natürlich nicht ausschließlich dem Dreißigjährigen Krieg zuzuordnen, sondern grenzten an den Hauptkriegsschauplatz an und waren vom Dreißigjährigen Krieg mitbestimmt. Einer der Gründe, weshalb in dieser Gegend so viele Karten entstanden oder erworben wurden, liegt darin, daß die Schweden hofften, wenigstens beträchtliche Gebietsteile, vornehmlich Flußmündungen und bestehende Befestigungen, behalten zu können, und auch in anderer Hinsicht an der Gegend interessiert waren. Sie mußten das Gebiet jedoch 1635 verlassen.
Eine hohe Kartendichte läßt sich auch für Pommern und die benachbarten Regionen feststellen. Die Gegend von Rostock bis Kolberg bis nach Wittstock-Schwedt im Süden findet sich auf 73 Karten und Plänen. Gründe hierfür liegen sicherlich sowohl in der langen Dauer der schwedischen Besetzung - einige Gebiete waren von 1628 bis 1638 okkupiert, die meisten von 1630 oder 1631 bis 1648 - als auch, wie im Falle Preußens, in den schwedischen Hoffnungen, diesen Stützpunkt auch nach dem Friedensschluß zu behalten. Diese Hoffnung wurde in diesem Fall zum großen Teil erfüllt.
Keine andere Gegend weist ähnliche Konzentrationen auf. Ein relativ kleiner Landstrich um Hameln kommt auf 19 Karten, von denen neun die Stadt selbst zeigen; in den meisten Fällen handelt es sich um Karten aus dem Jahre 1633, als die Schlacht um Hameln stattfand. Eine weitere, eher auffällige Konzentration für ein kleines Gebiet findet sich für den Teil des Rheinverlaufs von Rees bis Moers mit 14 Karten. Wenige weitere Regionen, wie den Unterlauf der Weser, die Gegend um Leipzig sowie das Gebiet südlich von Braunschweig bis Osterwieck, sind aufgrund von jeweils neun Karten interessant. Abgesehen davon kann für die Gegend zwischen Rhein und Oder eine relativ gleichmäßige Verteilung festgestellt werden, so gibt es einige wenige Karten des linken Rheinufers, und vor allem einige der Region im Norden genau östlich der Oder. Die Donau dagegen bildet keine Begrenzung nach Süden: Eine nicht unerhebliche Zahl, zehn Karten, zeigt die Gegend von Konstanz bis München südlich des Flusses.
Zwei große Lücken tun sich jedoch in der Verteilung auf: eine zwischen dem von Schweden und Polen umkämpften preußischen Kriegsschauplatz und dem pommerschen Gebiet; die andere östlich von Hanau, Richtung Bamberg, und südlich Richtung Böhmen, bis Prag und Brünn.
Die 379 Stadt- und Festungspläne verteilen sich auf nicht weniger als 195 verschiedene Städte und Festungen, im Durchschnitt also auf weniger als zwei pro Ort. Keine einzige Stadt wird durch mehr als elf Pläne repräsentiert; diese hohe Zahl läßt sich allein für Stettin konstatieren. Diese Pläne decken den gesamten Zeitraum von 1629 bis 1648 ab. Stettin galt als eine der wichtigen Städte, die die Schweden nach dem Krieg zu behalten hofften - was ihnen auch gelang. Die am zweithäufigsten dargestellte Stadt ist Hameln mit neun Karten, die sich fast alle auf die Vorkommnisse von 1633 beziehen. Marienburg liegt an dritter Stelle mit acht Karten, gefolgt von Elbing und Kolberg mit jeweils sieben. Pillau, Stralsund und Wismar sind auf sechs Karten aufgeführt, während Danzig, Dirschau, Glogau, Landsberg (bei Posen), Montauer Spitze, Osnabrück, Rheinberg, Rostock und Wollin auf jeweils fünf Plänen auftauchen. Die meisten dieser Orte befinden sich direkt in oder in der Nähe von Preußen oder Pommern; Ausnahmen stellen Hameln, Osnabrück und Rheinberg dar.
Die große Zahl der Orte, von denen sich Karten finden, zeugt sowohl von der umfassenden Beteiligung der Schweden am Dreißigjährigen Krieg, von dem großen Gebiet, das die Truppen durchquerten, als auch von der wichtigen Bedeutung, die Städten und Festungen in diesem Krieg zukam. Während des Krieges kam es häufig zu Belagerungen, es wurden jedoch auch Baumaßnahmen an bestehenden Befestigungsanlagen durchgeführt, und in nicht wenigen Fällen wurden neue Stützpunkte errichtet, speziell in Gebieten, die die Schweden nach dem Krieg zu behalten hofften. Die Stadt- und Festungspläne wurden also möglicherweise im Vorfeld einer geplanten Belagerung erworben, dienten als wichtiges Medium für die Planung, können aber auch als Aufzeichnungen der Befestigungsarbeiten erst nach dem entsprechenden Ereignis erstellt worden sein. Eine Gemeinsamkeit besteht darin, daß das Hauptaugenmerk in der Regel auf der Darstellung der Befestigungen lag. Was sich innerhalb der Stadtmauern befand, war zumeist von geringerem Interesse, aber je nach Grad der Wichtigkeit flossen auch solche Informationen in die Pläne ein.
Zweifelsohne gehören einige der frühesten erhaltenen Pläne einiger bedeutsamer deutscher Städte zur hier besprochenen Gruppe. Dies ist bekanntermaßen der Fall für Städte wie Kassel, Magdeburg und Osnabrück, aber damit sind sicher noch nicht alle genannt. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die Pläne einen sehr wichtigen Teil früher Kartographie deutscher Städte darstellen.
Ein Schlachtplan enthält oftmals interessante Informationen topographischer Art. Zu dieser Kategorie gehören sowohl Pläne von Belagerungen als auch von Schlachten, die auf offenem Feld geführt wurden. Die Wichtigkeit einer Schlacht scheint nicht mit der Anzahl der erhaltenen Pläne zu korrelieren. Die größte Anzahl damaliger Pläne, sechs an der Zahl, zeigt die Belagerung von und den Angriff auf Hameln im Jahre 1633. Jeweils vier Pläne erinnern an die Eroberung Osnabrücks, ebenfalls im Jahre 1633, und an die Schlacht bei Leipzig, die sogenannte Schlacht Breitenfeld II, die 1642 stattfand. Jeweils drei Pläne beschreiben die Ereignisse von Dessau 1631, Mainz im selben Jahr, Nürnberg 1632, Wittstock 1636 und Glogau 1642. Im Gegensatz dazu findet sich z.B. der für die Schweden so wichtige Sieg in der ersten Schlacht bei Breitenfeld im Jahre 1631 auf nur einem zeitgenössischem Plan, die vernichtende Niederlage bei Nördlingen 1634 taucht überhaupt nicht auf und die überaus wichtige Schlacht von Lützen im Jahre 1632 nur auf zweien. Die Erklärung hierfür dürfte in folgender Faktoren liegen: Die am besten dokumentierten Belagerungen von Hameln und Osnabrück fanden während eines Feldzugs unter demselben Befehlshaber statt und stammen wahrscheinlich vom selben Kartographen. Entweder wurden ungewöhnlich viele Karten zu diesen Ereignissen hergestellt oder diese Karten sind ausgesprochen gut erhalten.
Bislang wurde die Produktion schwedischer Seekarten während dieser Zeit noch mit keinem Wort erwähnt. Seekarten waren sehr wichtig für die Truppentransporte über die Ostsee. Zunächst griff man auf Karten holländischer Herkunft zurück. Die erste schwedische Seekarte erschien erst im Jahre 1644 und stammte von Johan Månsson. Sie basiert auf holländischen Karten, und der einzige Fortschritt bestand darin, daß sie den Bottnischen Meerbusen, ein Gebiet, das für Holland von geringerem Interesse war, abbildete. Es sollte weitere 50 Jahre dauern, bis die nächste rein schwedische Karte der Ostsee erschien.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die schwedische Kartographie während des Dreißigjährigen Krieges bedeutende Fortschritte machte. Nach zögernden Anfängen vor Kriegsbeginn entstanden zwei Behörden, die für Militär- und Zivilkartographie verantwortlich waren; eine ganze neue Gruppe speziell auf militärischem Gebiet ausgebildeter Kartographen trat auf den Plan, und die Kartenproduktion erhöhte sich drastisch, sowohl in Hinblick auf Qualität als auch auf Quantität. Aber diese Entwicklung ist nicht nur für Schweden von Interesse. Die Beteiligung am Krieg bedeutete, daß eine große Anzahl von Karten und Plänen des vom Krieg verwüsteten Gebietes in den Besitz der schwedischen Armeen gelangte. In diesem Bestand ist ein wichtiger Teil der zeitgenössischen Kartographie Mitteleuropas erhalten. Viele der Karten sind die frühesten existierenden des betreffenden Gebietes überhaupt, sie stehen für eine bedeutende Zunahme geographischer Kenntnisse. Das Erbe der schwedischen Intervention war auch von kartographischer Bedeutung. Nach dem Friedensschluß kamen wichtige Gebiete, nämlich der westliche Teil Pommerns, Bremen-Verden und Wismar unter schwedische Kontrolle. In diesen Gebieten wurde die schwedische Kartographie sehr intensiv fortgeführt, bis sie 1815 abgetreten wurden. Besonders Schwedisch-Pommern, einschließlich der Stadt Stralsund, findet sich buchstäblich auf Tausenden von Karten und Plänen aus der schwedischen Zeit.
LITERATUR |
Militärkartographie ist auch in Schweden ein relativ vernachlässigtes Thema. Eine allgemeine Standardabhandlung liegt mit Diemer-Willroda 1942 vor. Keine vergleichbare Arbeit existiert für Schweden, aber eine umfassende Abhandlung von Ulla Ehrensvärd wird in Kürze veröffentlicht werden. Zu speziellen Fragestellungen findet sich vereinzelt Literatur. Der schwedische Generalstab veröffentlichte 1948 "Vägar och vägkunskap i Mellaneuropa under trettioåriga krigets sista skede" (Straßen und Straßenkenntnis in Mitteleuropa während der letzten Phase des Dreißigjährigen Krieges). Es existiert eine Biographie "Olof Hansson Örnehufvud och Svenska fortifikationsväsendet" (Olof Hansson Örnehuvfud und das schwedische Befestigungssystem), die 1935 gedruckt wurde. Bestimmte Aspekte schwedischer Militärkartographie während der Kriegszeit in Deutschland finden sich knapp in den allgemeinen Untersuchungen zum Krieg aus schwedischer Perspektive. An erster Stelle unter diesen sind die Veröffentlichungen des schwedischen Generalstabs, besonders die Arbeit zur Schlacht von Jankov, "Slaget vid Jankow 1645 24/2 1945", Stockholm 1945, zu nennen. [Anhang 1 und 2 sind nur in der gedruckten Fassung enthalten.] |