Postreiter und Verkehrsverhältnisse

Nachrichten beförderte man früher entweder zu Fuß oder zu Pferd. Im 16. Jahrhundert hatte der Kaiser die Familie von Taxis mit der Postbeförderung im Reich beauftragt. Daneben gab es aber auch Boten der einzelnen Reichsfürsten oder der Städte. Die Gesandten in Münster und Osnabrück waren auf schnelle und störungsfreie Postverbindungen mit ihren Herrschern angewiesen, da diese nicht ohne deren vorherige Einwilligung handeln durften. Deswegen befahl der Kaiser 1643, Münster und Osnabrück an die bestehenden Reichspostlinien anzuschließen. Zweimal wöchentlich ging die Reitpost von Münster nach Unna und von Osnabrück nach Detmold, den Anschlüssen an die taxische Postlinie Köln – Hamburg. Von Köln aus bestanden Verbindungen sowohl nach Brüssel und von dort weiter nach Frankreich und Spanien als auch nach Frankfurt, von wo aus die Post nach Süddeutschland, Wien und Italien befördert wurde. Von Hamburg aus gingen die Briefe nach Nord- und Osteuropa. Die Straßen ähnelten früher eher Feldwegen und waren durch umherziehende Soldaten unsicher. Während des Krieges waren Übergriffe auf Postreiter an der Tagesordnung: Sie wurden verprügelt, ihre Briefe geöffnet oder gestohlen. Da bei allen Armeen nie genügend Pferde vorhanden waren, stahl man gerne die Postpferde, und der Bote konnte, wenn überhaupt, seinen Weg zu Fuß fortsetzen. Gefährlich war es auch, sehr wichtige Briefe durch Feindesland zu transportieren. So vermieden die Spanier oft den Postweg durch Frankreich und nahmen dabei sogar Umwege über Italien in Kauf. Erhebliche Verzögerungen waren die Folge, und die Gesandten konnten wegen der ausbleibenden Briefe ihrer Herrscher nicht weiterverhandeln. Es dauerte lange, bis alle Staaten und Heerführer Schutzbriefe für die Postreiter ausgestellt hatten. Und es dauerte ebenso lange, bis die Soldaten diese auch respektierten. Erst ab Ende 1646 lief der Postverkehr weitgehend problemlos. Es traten aber auch Behinderungen anderer Art auf. So hatten der Bischof von Würzburg und viele Gesandte in Münster und Osnabrück die Angewohnheit, die Boten stundenlang festzuhalten, um erst die eigene Korrespondenz zu erledigen, wodurch die Ostreiter ihre Anschlüsse in Köln oder Frankfurt verpassten. Störend wirkten auch die üblichen Rangesstreitigkeiten der Gesandtschaften untereinander, wenn zum Beispiel der französische Botschafter die aus Brüssel ankommenden Postsendungen gewaltsam öffnete, um seine Briefe früher als der spanische Gesandte zu bekommmen. All diese Unsicherheiten und Zeitverluste führten zur Einrichtung neuer Potstlinien: 1646 entstand eine von Münster nach Brüssel bzw. nach Hamburg. Im gleichen Jahr richteten die Generalstaaten eine eigene Postlinie von Münster nach Den Haag ein. Und auch die Schweden, die wie die protestantischen Fürsten der kaiserlichen Post nicht trauten, hatten in Osnabrück einen eigenen Postmeister eingestellt. Eilige und besonders wichtige Briefe mussten durch eigene Kuriere weiterbefördert werden. KK

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